Roggwil..

Das Dorf..

Ein Bauerndorf im Oberaargau, mit Kleingewerbe, Primar- und Sekundarschule, alten Hochstudhäusern, dreieckig verzweigter Ausdehnung, von der Tafelei im Norden, der Schmitten im Süd-Westen bis zur Buechägerten im Süd-Osten. Nichts Besonderes, oder doch? Für mich schon, die erste Heimat, die vertraute Umgebung. Ein 50m Schwimmbad, gebaut im Jahre 1939 im Bossloch war das Besondere. Ein mutiges Projekt und ein Bijou mit Gästen bis nach Solothurn. 

Mein Dorf, im äussersten Nordzipfel des Kantons Bern gelegen, berührt die direkt angrenzenden Kantone Luzern und Aargau, etwas weiter weg, „ennet der Aare“ aber trotzdem nah, der Kanton Solothurn. Das bedeutete für die Region fast drei Monate lang Fasnachtszeit, das verbindende Element für eingefleischte Fasnächtler.

Roggwil wurde umgangssprachlich Roggu genannt und war in den 60-iger Jahren mit beginnender Hochkonjunktur kein eigentliches Entwicklungsgebiet der Agglo von Langenthal. Die beschaulichen Dörfer im Oberaargau, die der begnadete Zeichner Carl Rechsteiner in seinen Bleistiftzeichnungen festgehalten hat, wandelten sich mit Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs zum schmucklosen Mischmasch. Der Ausbau der Bahnhofstrasse und die Befestigung der Plätze rund um die Kirche mit Schwarzbelag, hatte die gleiche Konsequenz und veränderte das Dorfbild markant. Die massiven Brunnen vor den Bauernhäusern, ausgebrochen aus Solothurner Kalkstein, an denen wir auf dem Schulweg unseren Durst löschen konnten, fielen dem Strassenausbau zum Opfer, oder landeten im besten Fall als Zierbrunnen irgendwo in einem Herrschaftsgarten. Die Miststöcke verschwanden hinter das Haus, im Tenn stand auf einmal ein Traktor und der Pferdechommet hing als Relikt an der Scheunenwand. Diese Entwicklung hat mir schon damals weh getan. Ich habe sie geliebt, die weiss gestrichenen Fensterrahmen, mit den handgezogenen Einscheibengläsern mit den kleinen eingeschlossenen Luftblasen. Festgehalten von bröckelndem Fensterkitt in den weissen Fensterrähmen, wirkten sie in den graufarbenen Fassaden aus verwittertem Tannenholz, zusammen mit der sich im Glas spiegelnden Umgebung, wie Bilder in einer Kunstgalerie. 

Spycher in Wynau Juni 1957, Bleistiftzeichnung Carl Rechsteiner aus dem Jahrbuch des Oberaargaus 2004
Spycher in Wynau Juni 1957, Bleistiftzeichnung Carl Rechsteiner aus dem Jahrbuch des Oberaargaus 2004

Die Fabrikler..

Die Firma Gugelmann, damals eine schweizweit bekannte Textilfabrik, mit ihrem ausgedehnten Werksareal in der Talsenke zwischen Roggwil und Wynau, war in den 50-iger Jahren der wichtigste Arbeitgeber im Dorf. Morgens, Mittags und Abends radelte eine Heerschar von Fabriklern auf ihren Fahrrädern, einer Schlange gleich, zweimal am Tag in die Fabrik und zweimal wieder zurück, immer an unserem Haus vorbei. Einige Fabrikler kannte ich, wusste ihren Namen, andere nur vom Sehen und weitere kamen aus Dorfteilen die ausserhalb der Welt eines Kindes im Vorschulalter lagen.

Velospeichen machen Musik..

Ja, da sass ich dann oft vor unserem Haus und schaute zu, wie Frauen und Männer, Jüngere und Ältere, auf ihren Rädern - ältere Modelle noch mit Rücktrittbremse ohne Schaltung, neuere mit Dreigangschaltung und Handbremse - mal Richtung Fabrik, mal Richtung Dorf radelten. Allein, zu Zweit, überholend, locker bis angestrengt, strampelten sie an mir vorbei. Wer mir einen Blick zuwarf, den grüsste ich höflich, das war damals normal, es gehörte sich so. 

In weiser Voraussicht, vielleicht auch auf Anweisung der Gemeinde, hatte Vater den granitenen Randabschluss des Rasenfeldes vor unserem Haus soweit zurück versetzen lassen, damit einem späteren Bau eines Trottoirs nichts im Wege stehen würde. Die verwaiste Fläche bedeckte er mit fein gebrochenem Gartenkies. 

Wie so oft, sass ich wieder mal auf dem Randstein, wartete darauf, dass Mutter zum Abendessen rief und liess etwas gelangweilt, Kies von einer Hand in die andere rieseln. Der Gugelmann Bus rollte als Vorbote der Fabrikradler vorbei, vom Güllen-Brüggli her tauchten die ersten Köpfe der schnellsten Radler auf, jetzt gab es wenigstens etwas zu sehen. Ob die Idee schlau oder dumm war, stand nicht im Vordergrund, ich begann vorbeifahrenden Fabriklern, Kieselsteinchen in die Speichen zu werfen. Das feine Klingeln der Steinchen im kreisenden Speichenkranz der Räder war anregend. Es tönte fast wie das Lichter-Glockenspiel, das Mutter jeweils an Weihnachten aufstellte, verlangte nach mehr, nach mehr Steinchen, die Musik sollte nicht unterbrochen werden. Aus einzelnen Steinchen wurden mehrere, aus mehreren eine gefüllte Kinderhand und dann, was Wunder, die abzusehende Reaktion eines Beworfenen, der es zu meinem Schrecken nicht dabei bewenden liess, mich in den Hauseingang flüchten zu lassen. Nein, er läutete an der Hausglocke..!!

Die Melchnaubahn..

D‘ Mäuchnoubahn, wie der Name schon sagt, eine Bahn die von Langenthal über Roggwil, St. Urban nach Melchnau fuhr, war oft Teil der Schnitzelbänke der Langenthaler Fasnacht. Von einem Schüttelbecher war die Rede. Hätte die Bahn ein Bar müsste der Barkeeper die Getränke nicht mixen, das würde die Bahn automatisch erledigen.. Oder der "brennnende" Bahnwagen an einem Fasnachts Umzug, für uns Einheimischen unschwer zu erkennen, was damit gemeint war. 

MIDO, das Uhrenmännchen..

Die Schweizer Uhrenmarke MIDO gibt es seit 1918 und gehört heute zur Swatch Group. Uhrenmacher Huber, er hatte sein Geschäft an der Bahnhofstrasse, verkaufte genau diese MIDO Uhren. Mutter musste mal ihre Uhr reparieren lassen und ich bin mit ihr zu Hubers gegangen, wollte die vielen Uhren mal drinnen von nah anschauen.

Herr Huber drückte mir beim Hinausgehen ein kleines Heftchen in die Hand. "Da, nimm das, hat eine lustige Geschichte drin." Der Held der kleinen Geschichte war "Robi" der MIDO Roboter als Botschafter und Symbol für Fortschritt und und Robustheit. Mein erstes Comic-Heftli mit MIDO, der Name gefiel mir besser als Robi, dem lustigen Uhrenmännchen. 

Ab und zu schaute ich fortan bei Hubers rein: "Herr Huber, hat es ein neues MIDO-Heftchen..?"

Tannli setze..

Bäckerei Krebs..

Metzgerei Bernhard..

Metzgerei Braun..

Montag ist Schlachtag..

Dorforiginale..

"Gandhi" und die "Badere" waren zwei Dorforiginale die mir in meiner frühen Kindheit etliche Male begegnet sind. Ich meine mich bildlich noch schwach an die beiden erinnern zu können. Gandhi glich mit seinem dünnschlaksigen Körper, seiner losen Kleidung und seiner Brille tatsächlich seinem Uebernamen gebenden Indischen Asket und politischen Anführer der Indischen Unabhängigkeitsbewegung. Mit Velo und Anhanger holte er sich an verschiedenen Orten im Dorf Abfälle für seine Schweine und bei uns in der Schreinerei ab und zu Sägespäne als Einstreu für seine Tiere.

Die Badere, ein schrumplige alte Frau, deren Alter kaum zu schätzen war, verkaufte von Haus zu Haus irgendwelchen billigen Kleinkram. Mutter kaufte bei ihr ab und zu etwas, aber mehr aus Erbarmen als dass sie es benötigt hätte. Jedesmal überquerte sie dann die Hauptstrasse um unter dem Bonapfelbaum von Baumeister Kissling das Kleingeld aus der Schürzentasche zu klauben. Ich beobachtete sie jeweils durch das Fenster und wartete gespannt ob sie auch diesmal den Halt fürs Wasserlassen genutzt hatte; der dunkle Flecken im Strassensand wird es an den Tag bringen. 

Dr. Morgenthaler

Rote Katze von Dr. Morgenthaler

1. Augustfeuerwerk

Impfung Bauschulreise

Znüni und Mittagessen des Doktors..

Verwandschaft Morgenthaler Dynastie

D'Frou Chrischte isch verunglückt..

D'Badi

Bremsen

Teerbrühe gegen Staub

Barfuss

Käthle > Blauer Einteiler

Brotstück Kiosk

Sprungturm > Schnyder Giele und Santschi

1. August uf em Bärg

Favre führt Rütlischwur auf

Ich als Singbube

Arbeit auf dem Bauernhof

Härdöpfele

Schärmäuse

Znüni und zvieri

 

Runggle putze

Rösti und Milch mit frischem Brot zum Zmorge

Um fünf Uhr im Stall misten

Schwere Mistbäre

Winter in Roggwil

Schneeräumung

Schnüze

Vierspänner

Schnaps 

Betrunken auf Schnüze angebunden

Schmitteweiher

Stucki Dänu

Skifahren Bossloch und Schmitte

Heimkehr über des weite Hinterfeld, kalte Finger, Hunger, Bise, Schneefall

Schlittschuhe

 

Naturfründe Aemmital

Vater und Kobi Heimberg

Hütte

Schlafsaal

Chilbi

Lebkuchen Drehrad

Nummern auf Holz eingebrannt

Häuslers Fotos