02. Juni 2020 > Wie ruft denn eigentlich ein Gleitaar..?

Ja, wie ruft denn dieser wunderschöne Greifvogel eigentlich? Jedenfalls nicht wie Sie vielleicht erwarten würden. Noch unschlüssig, ob ich doch noch ins Seeland fahren soll, um in den Feldern von Kerzers nach der Ausnahmeerscheinung zu suchen, habe ich ganz spontan mal auf dem iPhone den Ruf des Gleitaars angeklickt und war dann doch etwas überrascht. Eine Ruffolge von huit, huit, huit.. tönte so gar nicht nach Greifvogel. 

Okay, los gehts. Der Vogel war am Mittag noch gemeldet worden und im Gebiet angekommen musste ich nicht lange suchen, der Greif mit seinen hellweissen Körperpartien war mit dem Fernglas schnell gefunden.

Nun war die Frage, wie und von wo ich zu Aufnahmen kommen könnte? Der Greif war zu weit weg, zudem flimmerte die Luft über der hochstehenden Heuwiese, also keine Chance für mehr als ein verschwommenes Belegbild. Was nun? Ich machte trotzdem mal die Fotoausrüstung bereit und entschied mich, im Schatten eines Busches am Feldwegrand abzuwarten, ob der Greif doch mal seine Warte verlassen würde.

Warten hiess also die Devise. Eine halbe Stunde verging, ausser gelegentlicher Gefiederpflege machte der Vogel keine Anstalten, seinen Platz etwas näher zu mir zu verschieben. Mich durch das hohe Heugras anzuschleichen kam nicht in Frage, der Bauer hätte daran sicher keine Freude. Also blieb spasseshalber nur der Griff in die Trickkiste. Ich montierte mein Fernrohr auf dem Stativ um allfällige Reaktionen des Vogels besser sehen zu können und versuchte dann so gut als möglich, die huit, huit, huit - Pfiffe nachzupfeifen. Und was ich nicht erwarten durfte, der Vogel schien darauf zu reagieren, wechselte die Sitzstellung im Busch, schaute in meine Richtung und antwortete mir mit eigenem Pfeifen. Das Wechselspiel ging 3-4 mal hin und her und dann flog der Greif tatsächlich in meine Richtung, umkreiste meinen Standort und baumte dann, ca. 50m weit entfernt, auf einem Weissdornbusch auf. Die Ueberraschung war perfekt! Nachdem er trotz seines Suchfluges keinen Artgenossen entdecken konnte, flog er nach einigen Minuten wieder zu seinem alten Standort zurück und ich hatte ein paar Bilder im Kasten. Eine unglaubliche Geschichte!